zu § 24  KSVG  
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Wahlberechtigung und Wählbarkeit   (Absatz 1)

  1. Art.137 Abs.1 GG ermächtigt den niedersächsischen Gesetzesgeber nicht, Hauptverwaltungsbeamte im Ruhestand für einen Zeitraum von fünf Jahren nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt von der Wählbarkeit in den Rat der Gemeinde auszuschließen. (vgl BVerfG, B, 07.04.81, - 2_BvR_1210/80 - Ruhestandsbeamter, BVerfGE_57,43 = RS-BVerfG-Nr.81.011, LS 1 = www.dfr/BVerfGE)

  2. Der aus seinem Amt ausgeschiedene Beamte ist nicht mehr Teil der Exektutive; er ist nicht Beamter iS des Art.137 Abs.1 GG. (vgl BVerfG, B, 07.04.81, - 2_BvR_1210/80 - Ruhestandsbeamter, BVerfGE_57,43 = RS-BVerfG-Nr.81.011, LS 2 = www.dfr/BVerfGE)

  3. Art.137 Abs.1 GG läßt einen - auch zeitlich begrenzten - rechtlichen Ausschluß von der Wählbarkeit (Ineligibilität) nicht zu. (vgl BVerfG, B, 07.04.81, - 2_BvR_1210/80 - Ruhestandsbeamter, BVerfGE_57,43 = RS-BVerfG-Nr.81.011, LS 3 = www.dfr/BVerfGE)

  4. Zur Beschränkung der Wählbarkeit eines leitenden Angestellten des Landkreises in den Rat einer kreisangehörigen Gemeinde in Niedersachsen. (vgl BVerfG, B, 06.10.81, - 2_BvR_384/81 - Inkompatibilität - BVerfGE_58,177 BVerfG-Nr.81.022, T-81-05 = www.dfr/BVerfGE)

  5. Art.137 Abs.1 GG stellt eine abschließende Regelung der Materie dar und läßt keinen Raum für ungeschriebene Inkompatibilitäten (vgl BVerfGE_38,326 <336>; BVerfGE_48,64 <82>). (vgl BVerfG, B, 06.10.81, - 2_BvR_384/81 - Inkompatibilität - BVerfGE_58,177 = RS-BVerfG-Nr.81.022, LS 2 = www.dfr/BVerfGE)

  6. Art.137 Abs.1 GG gilt auch für die Beschränkung der Wählbarkeit zu den kommunalen Vertretungskörperschaften, mithin auch für die Wahlen zum Gemeinderat (vgl BVerfGE_48,64 <82>). (vgl BVerfG, B, 06.10.81, - 2_BvR_384/81 - Inkompatibilität - BVerfGE_58,177 = RS-BVerfG-Nr.81.022, Abs.39 = www.dfr/BVerfGE)

  7. Eine auf Art.137 Abs.1 GG gestützte gesetzliche Regelung darf nur eine Beschränkung der Wählbarkeit in Gestalt einer Unvereinbarkeitsregelung (Inkompatibilität), nicht aber den rechtlichen Ausschluß von der Wählbarkeit (Ineligibilität) anordnen ( BVerfGE_12,73 <77>; BVerfGE_18,172 <181>; BVerfGE_38,326 <338>; BVerfGE_48,64 <88>; (vgl BVerfG, B, 06.10.81, - 2_BvR_384/81 - Inkompatibilität - BVerfGE_58,177 = RS-BVerfG-Nr.81.022, Abs.41 = www.dfr/BVerfGE)

  8. Wesentliches Merkmal einer Inkompatibilitätsvorschrift ist, daß sich der von ihr Betroffene als Wahlbewerber aufstellen lassen, gewählt werden und die Wahl annehmen kann, die Annahme der Wahl aber von einer Beendigung des Dienstverhältnisses abhängig gemacht wird. (vgl BVerfG, B, 06.10.81, - 2_BvR_384/81 - Inkompatibilität, BVerfGE_58,177 = RS-BVerfG-Nr.81.022, LS 5 = www.dfr/BVerfGE)

  9. Die Beschränkung der Wählbarkeit durch die angegriffene Regelung ist als eine mit dem Grundsatz der Wahlrechtsgleichheit vereinbare Differenzierung nur dann gerechtfertigt, wenn ansonsten der Gefahr von Interessenkollisionen nicht wirksam zu begegnen ist (vgl BVerfGE_48,64 <90>; aber auch BVerfGE_12,73 <78>; BVerfG_18,172 <182>). (vgl BVerfG, B, 06.10.81, - 2_BvR_384/81 - Inkompatibilität - BVerfGE_58,177 = RS-BVerfG-Nr.81.022, LS 7 = www.dfr/BVerfGE)

  10. Ein Verbot gleichzeitiger Mitgliedschaft früherer Ehegatten im Gemeinderat, wie es die Gemeindeordnung für Baden-Württemberg bei Gemeinden mit nicht mehr als 20000 Einwohnern vorsieht, ist mit Art.28 Abs.1 Satz 2 GG nicht vereinbar. (vgl BVerfG, B, 16.01.96, - 2_BvL_4/95 - Gemeinderat - BVerfGE_93,373 BVerfG-Nr. 96.001, T-96-01 = www.dfr/BVerfGE)

  11. Aus der Gewährleistung des von dem religiösen Bekenntnis unabhängigen Genusses staatsbürgerlicher Rechte durch Art.33 Abs.3 Satz 1 GG folgt, daß die Ausübung eines Kommunalmandats nicht aus Gründen verwehrt werden darf, die auch unter Berücksichtigung von aus dem Amt sich ergebenden zwingenden Erfordernissen mit der in Art.4 Abs.1 GG geschützten Glaubens- und Gewissensfreiheit unvereinbar ist. (vgl BVerfG, B, 25.10.88, - 2_BvR_745/88 - Eidesleistung, BVerfGE_79,69 = RS-BVerfG-Nr.88.017, LS 2 = www.dfr/BVerfGE)

  12. Art.137 Abs.1 GG gilt auch für die Beschränkung der Wählbarkeit zu dem kommunalen Vertretungskörperschaften. (vgl BVerfG, B, 04.04.78, - 2_BvR_1108/77 - Inkompatibilität, BVerfGE_48,64 = RS-BVerfG-Nr.78.010, LS 1 = www.dfr/BVerfGE)

  13. Der Grundgedanke des Art.137 Abs.1 GG rechtfertigt es nicht, die Angestellten privatrechtlicher, von der Gemeinde beherrschter Unternehmen, die wegen fehlender Leitungs- und Entscheidungsbefugnisse nur in verhältnismäßig loser Beziehung zur öffentlichen Hand stehen, dem öffentlichen Dienst im Sinne des Art.137 Abs.1 GG zuzurechnen. (vgl BVerfG, B, 04.04.78, - 2_BvR_1108/77 - Inkompatibilität - BVerfGE_48,64 = RS-BVerfG-Nr.78.010, LS 2 = www.dfr/BVerfGE)

  14. Der Grundsatz, daß Art.137 Abs.1 GG nur eine Wählbarkeitsbeschränkung, nicht aber eine Ausschließung erlaubt, gilt nicht unbegrenzt. Angesichts der besonderen Verhältnisse im kommunalen Bereich ist dort der faktische Ausschluß von der Wählbarkeit zu einem kommunalen Ehrenamt als eine mit dem Grundsatz der Wahlgleichheit vereinbare Folge anzuerkennen, wenn ansonsten der Gefahr von Interessenkollisionen nicht wirksam zu begegnen ist. (vgl BVerfG, B, 04.04.78, - 2_BvR_1108/77 - Inkompatibilität, BVerfGE_48,64 = RS-BVerfG-Nr.78.010, LS 3 = www.dfr/BVerfGE)

  15. Außerhalb der Ermächtigung in Art.137 Abs.1 GG ist eine Beschränkung des passiven Wahlrechts in Anknüpfung an ein Dienstverhältnis durch ein einfaches Gesetz nicht zulässig. (vgl BVerfG, BT, 21.01.75, - 2_BvR_193/74 - Leitende Angestellte, BVerfGE_38,326 = RS-BVerfG-Nr.75.001, LS 1 = www.dfr/BVerfGE)

  16. Art.137 Abs.1 GG betrifft nicht nur die Wählbarkeit der dort genannten Personengruppen im engeren Sinn - die Möglichkeit, sich um ein Mandat zu bewerben, sich als Kandidat aufstellen zu lassen -, sondern auch die Wählbarkeit im weiteren Sinn - insbesondere die Möglichkeit, das Mandat während der Legislaturperiode innezuhaben und auszuüben. (vgl BVerfG, BT, 21.01.75, - 2_BvR_193/74 - Leitende Angestellte, BVerfGE_38,326 = RS-BVerfG-Nr.75.001, LS 2 = www.dfr/BVerfGE)

  17. Zu den Angestellten des öffentlichen Dienstes im Sinn des Art.137 Abs.1 GG gehören auch die leitenden Angestellten eines privaten Unternehmens - gleichgültig, ob Versorgungsbetrieb oder nicht -, das von der öffentlichen Hand beherrscht wird. (vgl BVerfG, BT, 21.01.75, - 2_BvR_193/74 - Leitende Angestellte, BVerfGE_38,326 = RS-BVerfG-Nr.75.001, LS 3 = www.dfr/BVerfGE)

  18. Zur Zulässigkeit von Inkompatibilitätsreglungen bei Kommunalbeamten. (vgl BVerfG, B, 17.01.61, - 2_BvR_547/60 - Inkompatibilität - BVerfGE_12,73 BVerfG-Nr.61.001, T-61-01 = www.dfr/BVerfGE)

  19. Zum Sinn und Zweck des § 33 BRRG. (vgl BVerfG, B, 17.01.61, - 2_BvR_547/60 - Inkompatibilität - BVerfGE_12,73 = RS-BVerfG-Nr.61.001, Abs.33 = www.dfr/BVerfGE)

  20. Zur Zulässigkeit von Inkompatibilitätsreglungen bei Kommunalbeamten. (vgl BVerfG, B, 17.01.61, - 2_BvR_547/60 - Inkompatibilität - BVerfGE_12,73 BVerfG-Nr.61.001, T-61-01 = www.dfr/BVerfGE)

  21. Zum Sinn und Zweck des § 33 BRRG. (vgl BVerfG, B, 17.01.61, - 2_BvR_547/60 - Inkompatibilität - BVerfGE_12,73 = RS-BVerfG-Nr.61.001, Abs.33 = www.dfr/BVerfGE)

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Verpflichtung zu ehrenamtlicher Tätigkeit   (Absatz 2)

  1. Zur Mitwirkung ehrenamtlich tätiger Personen. (vgl BVerfG, B, 23.10.85, - 1_BvR_1053 - Anti-Atomkraftplakette, BVerfGE_71,108 = RS-BVerfG-Nr.85.021, LS 2 = www.dfr/BVerfGE)

  2. Die Beschränkung einer Feuerwehrdienstpflicht und einer hieran anknüpfenden Abgabepflicht auf Männer verstößt gegen das Diskriminierungsverbot des Art.3 Abs.3 GG. (vgl BVerfG, B, 24.01.95, - 1_BvL_18/93 - Feuerwehrabgabe - BVerfGE_92,91 RS-BVerfG-Nr.95.004, LS 1 = www.dfr/BVerfGE)

  3. Die Grundsätze über die finanzverfassungsrechtliche Zulässigkeit parafiskalischer Sonderabgaben ( BVerfGE_55,274 <298 ff>; BVerfGE_82,159 <179 ff>) gelten auch für landesrechtliche Sonderabgaben. Die baden-württembergischen und bayerischen Vorschriften über die Erhebung einer auf männliche Gemeindeeinwohner beschränkten Feuerwehrabgabe oder Feuerschutzabgabe sind mit diesen Grundsätzen nicht vereinbar (Abweichung von BVerfGE_13,167). (vgl BVerfG, B, 24.01.95, - 1_BvL_18/93 - Feuerwehrabgabe, BVerfGE_92,91 = RS-BVerfG-Nr.95.004, LS 2 = www.dfr/BVerfGE)

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